Kontext des Textes

Der Wochenspruch aus 1. Joh 4 spricht davon, dass die Liebe zu Gott nicht bei ihm endet. Sie ist nicht denkbar, nicht vollständig, wenn sie nicht die Geschwister, den Nächsten mit im Blick hat. Beides gehört zusammen, also muss auch ein Lebensstil der Nachfolge sich immer auf beides hin befragen lassen.

In diesen Bogen hinein zeichnet sich auch der Predigttext aus Eph 5 ein. Paulus, der diesen Brief an die Gemeinde in Ephesus verfasst hat, beschreibt in den Kapiteln 4 bis 6 Kennzeichen eines solchen Lebensstils der Nachfolge.

In der Gegenwart ankommen

Für Menschen, die zu Jesus gehören, ist der Augenblick auch immer ein Moment der Gegenwart Gottes, von der unser Leben ständig erfüllt und umgeben ist, auf viel geheimnisvollere Weise, als es uns oft bewusst ist und wahrscheinlich auch, als wir es für möglich halten. Wir wollen uns zu Beginn der Zeit, wo wir den Predigttext in unser Leben hineinsprechen lassen wollen, dessen neu vergewissern und uns vor Augen stellen:

Wir sind hier jetzt zu zweit. Es ist Zeit, innezuhalten, ruhig zu werden, zu lauschen: Gibt es eine Botschaft für mich? Oder auch: Wovon bin ich erfüllt, was bestimmt mein Inneres gerade? Lasten dürfen abgelegt werden, Sorgen mitgeteilt und auf Jesus, den Fels in unserem Leben, geworfen werden. Wir dürfen und sollen unbeschwert in der Gegenwart verweilen. Erst, wenn diese Ruhe bei mir angekommen ist, richte ich meine Aufmerksamkeit auf den Bibeltext.

Sich dem Bild des Textes aussetzen

Von diesen Versen ein Bild zu generieren ist gar nicht so einfach. Da brauchen wir auch die Hilfe des Heiligen Geistes und sollten sie gerne in Anspruch nehmen.

Zu welchen Menschen spricht Paulus hier? Vermutlich solchen, die noch nicht lange den christlichen Glauben angenommen haben und vielleicht jetzt an allen Ecken und Enden fragen: Kann ich dieses Element in meinem neuen Leben beibehalten? Passt das in die Nachfolge? Oder bleibe ich, wenn ich es praktiziere, in einer Gefangenschaft, die ich nicht will? Beschäftigt oder bindet es mich womöglich so sehr, dass ich die leise behutsame Stimme meines neuen Führers nur sehr diffus, weit entfernt und verschwommen wahrnehme?

Die Dinge, die Paulus hier aufzählt, sehen in manchem pragmatisch aus (sich nicht betrinken, Loblieder singen), man ändert einfach etwas, lässt etwas oder gewinnt etwas hinzu. Bei näherem Betrachten jedoch wird der Aspekt der Beziehung, die wir eingehen, wenn wir uns für die Nachfolge Jesu entscheiden, deutlich.

Das übergeordnete Thema in diesen wenigen Versen ist „Wachheit und Sensibilität in dieser Beziehung“: Wie beeinflussbar bin ich für die Worte des Evangeliums, für die Richtung, die ich von Gott her spüre – in meinem Leben, in dieser Zeit, mit den real existierenden Menschen, die meinen Alltag ausmachen?

Das, was man hier betrachten kann, ist keine Szene, die lebendig wie ein Film vor unseren Augen entsteht, sondern eher ein inneres Bild von der Möglichkeit einer von Gott bewegten Seele: Wo ist die Sehnsucht, nach Gottes Willen zu leben, spürbar und zu finden? Wie drückt diese sich aus?

Kauft die Zeit aus, denn die Tage sind böse.

Oder, wie die Neues Leben-Bibel übersetzt:

Nutzt jede Gelegenheit, in diesen üblen Zeiten Gutes zu tun.

Ich wollte diese Übersetzung mit hinzuziehen, weil sie nochmal einen ganz anderen Akzent hineinbringt.

Wer würde da nicht zustimmen: Es ist böse Zeit, die Tage sind böse. Man braucht nicht weit zu schauen, um das zu sehen. Dieser ganze Abschnitt enthält eine Dringlichkeit, der man sich nicht entziehen kann und auch nicht soll. Es geht um viel – wir sind nicht zufällig in genau diese Zeit hineingeboren und gestellt. Das ist göttliche Absicht und kein Versehen. Wir machen einen Unterschied und wir sollen ihn machen. „Für eine Zeit wie diese“ – hier leben wir, hier können wir wirken und etwas bewirken. Wir sollen es und wir wollen es hoffentlich auch.

Diese Verse laden sehr dazu ein, diese Wachheit, Nüchternheit willkommen zu heißen, sich nicht zu scheuen, einen Blick auf die realen Verhältnisse zu werfen, wie sie nun mal sind und sie nicht zu fürchten. Würden wir bei unserer Analyse stehenbleiben müssen, wären sie sehr wohl zu fürchten. Es wäre leichter wegzuschauen, möglichst nicht nachzufragen, zu verdrängen. Der Blick auf unsere kleine Kraft und die wenigen Möglichkeiten würden uns das geraten sein lassen.

Doch es geht nicht um sie, nicht um unsere Möglichkeiten. Es geht um Größeres, um das, was der Herr durch uns tun kann und will in dieser Zeit. Dafür lohnt es sich, wach zu sein, aufmerksam und immer wieder alle Furcht vor Menschen und den Verhältnissen unter dem Kreuz abzulegen und sich dem Reich Gottes und Seinen Gegebenheiten zu öffnen, denn dort liegen andere Möglichkeiten verborgen.

Blick auf mein Leben

Wo genau brauche ich DIESES Evangelium, die frohe Botschaft, heute und jetzt? Wie bete ich dafür und um was bitte ich? Für welche Hilfe des Reiches Gottes möchte ich mich jetzt öffnen und sie erbitten?

Gott aber kann machen, dass alle Gnade unter Euch reichlich sei, damit Ihr in allen Dingen allezeit volle Genüge habt und noch reich seid zu jedem guten Werk. (2. Kor 9,8)

Jesus, alle Angst lege ich zu Deinen Füßen. Ich empfange Deinen Frieden und Deine Gnade für diese Zeit. Jesus, bitte gründe meinen Glauben und mein Herz stärker in Deiner Person und in Deiner Herrlichkeit.

Kari Jobi „I am not alone“:

Through the valley of the shadow
I will not fear.
I am not alone, I am not alone, you will go before me, you will never leave me…

Esther Schröder, Communität Koinonia Hermannsburg

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