Das Thema Missbrauch durch Wolfgang K. ist in der Geschwisterschaft im März 2012 intern bekannt geworden. Gegenüber der Landeskirche waren Betroffene, von denen wir wussten, zu diesem Zeitpunkt nicht bereit, eine Aussage zu machen, sondern baten uns um Vertraulichkeit.

Umso wichtiger war es uns aber, innerhalb unserer Gemeinschaft zu verstehen, welche Gepflogenheiten und Machtstrukturen Missbrauch und Übergriffe ermöglicht haben, welchen Anteil wir selbst daran hatten, und unsere Gemeinschaft so umzugestalten, dass sich solche Vorfälle nicht wiederholen.

So haben wir uns intensiv mit dem Thema Grenzverletzungen und Missbrauch in professionellen Abhängigkeitsbeziehungen wie z.B. in der Seelsorge oder Gemeinschaftsleitung beschäftigt, auch mit Hilfe von externen Referenten und Literatur. Wir haben einen Kodex zur Prävention für die Geschwisterschaft und unsere Veranstaltungen erarbeitet. Alle Geschwister haben unterschrieben, dass sie sich daran halten. Der Kodex sieht unter anderem verpflichtende Fortbildungen der Leitenden bei Veranstaltungen und klare Ansprechwege bei Übergriffen vor.

Darüber hinaus haben wir uns mit konkreten Strukturen beschäftigt. Wir sehen den einen Täter – aber wir sehen auch, dass es ein System gab mit Gepflogenheiten und Strukturen, die Übergriffe ermöglicht haben. Es ist sehr schmerzlich, dass wir viele Jahre daran beteiligt waren, die Machtstrukturen nicht durchschaut und verändert haben und dass in diesem System Einzelne das Vertrauen so sehr missbrauchen konnten.

Deshalb haben wir auch strukturelle Konsequenzen gezogen: Unsere Gemeinschaft hat inzwischen keine hierarchische Leitung mehr, sondern wechselnde Leitungsteams. Alle Informationen sind allen zugänglich. Damit wollen wir dafür sorgen, dass Macht nicht über einen längeren Zeitraum kulminiert und nicht Einzelne Herrschaftswissen haben. Weil ein geistlicher Deckmantel zu Druck und Missbrauch führte, haben wir die ehemalige Geistliche Ordnung ersatzlos gestrichen. Stattdessen haben wir ein inhaltlich deutlich weiteres Leitbild formuliert. Wir haben einen Ausschuss etabliert, der das Thema im Blick behält und regelmäßig Fortbildungen dazu in unser Gemeinschaft anbietet.

Manchmal brauchen betroffene Personen eine lange Zeit, bis sie den Mut fassen, gegenüber der Kirche auszusagen. Das ist jetzt geschehen. Wir stehen auf ihrer Seite und nehmen ihre Perspektive ein. Einzelne halten Kontakt mit denen, die ausgetreten sind. Wo möglich, verweisen wir auf Unterstützungsmöglichkeiten. Wir unterstützen vollumfänglich die geplante Aufarbeitung der Landeskirchen.

Wir sind Teil einer Gemeinschaft, in der Machtmissbrauch und sexualisierte Gewalt stattgefunden haben. Das Vergangene kann nicht ungeschehen gemacht werden. Aber aus unseren Erfahrungen heraus wollen wir mit Gottes Hilfe neue Wege gehen.

Wir stehen gerne für Kommunikation, Austausch und Rückfragen zu dem Thema zur Verfügung:

AG Missbrauch c/o eva.j.kantelhardt@gmail.com

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