Zeit, in die Gegenwart Gottes zu kommen

Am ersten Sonntag nach dem Christfest wird besonders Jesus betrachtet, der als Licht in die Welt gekommen ist. In welche Bezüge kommt er zu mir? Dazu lese oder singe ich das Lied EG 428 (Komm in unsre stolze Welt).

In all diesen Bezügen kann ich Jesus sehen, hören und spüren – welche Ebene ist mir gerade nah? Sind meine Gedanken in den sehr nahen Bezügen (in meinem Herzen) oder in einem größeren Rahmen (dem Haus, der Stadt)? Ich lasse die wichtigen Ereignisse der letzten Zeit vor mein Auge kommen.

Zeit des Schauens

Was ist dieses Wort des Lebens, das gehört, gesehen und gespürt wurde, das Gemeinschaft ermöglicht (das meint der Text mit „wir“)? V. 5 beschreibt es so: Gott ist Licht, und in ihm ist keine Finsternis. Dieses Bild ist mir gerade in der Weihnachtszeit nah:

Die Tage sind zur Zeit kurz. Ich gehe früh im Dunkeln und komme abends im Dunkeln nach Hause. Schon früh kommt die Dämmerung, die Nacht. Ein Licht, eine Kerze erhellt die Dunkelheit. Sie strahlt in alle Richtungen, erhellt den Raum. Man kann durch die Kerze, durch ihr Licht etwas sehen: die Dinge bekommen Kontur, Struktur, Farbe. Ich erkenne die Menschen um mich herum. Kommunikation wird möglich.

Ich denke an die mir wichtigen Situationen und schaue, wie die Beleuchtung war: War dort ein gemeinsames Licht, eine gemeinsame Perspektive? Etwas, worüber ich dankbar sein kann? Oder denke ich an eine Situation, in der es ganz dunkel war, unklar, unbegreiflich, ohne Gemeinsames?

Zeit des Verstehens

1. Wir erfahren Gott auf unterschiedliche Arten

Das Wort des Lebens wird hier mit vielen Eigenschaften beschrieben: Man kann es sehen, betrachten, tasten, bezeugen, verkündigen. Das Wort ist eine Verbindung – unter uns und vor allem auch mit denen vor uns und denen nach uns. Ich überlege, wie mir Jesus begegnet ist. Der erste Johannesbrief beschreibt es: im Sehen und im Tasten. Mir liegt es vielleicht näher zu sagen: im Lesen, im Sprechen, im Erleben, im Fühlen. Sicher gibt es viele verschiedene Arten, die Gegenwart Gottes zu erleben. Es geht auch beim Singen und Hören! Eine der Herausforderungen in einer Gemeinschaft ist ja die Unterschiedlichkeit der Deutung und des Weitersagens. Wenn ich mir mein konkretes Umfeld/Gemeinde vor Augen stelle: Wie erleben hier die unterschiedlichen Menschen Jesus?

2. Wie kann ich das „Wort“ von Gott erzählen?

Ich formuliere selbst, wie ich Gott erfahre: Die Herrlichkeit Gottes, die ich in der Natur erlebt, den Felsen, den ich mit meinen Händen gegriffen habe, den endlosen Himmel, der über mir war und die Gelassenheit, vor und hinter mir Menschen zu haben, auf die ich mich verlassen kann – davon zeige ich Fotos, damit auch ihr davon etwas erahnen könnt und wir im Schauen von Gottes Größe Gemeinschaft haben.

Ich blicke auf meine Gemeinde, meine Gemeinschaft vor Ort. Ich betrachte die vertikale Ebene: Was übernehmen wir von unseren Vorgängern – den Menschen und den Büchern? Wo gebe ich etwas weiter an die nächsten nach mir? Dann sehe ich die horizontale Ebene: Ich erfahre Gemeinschaft durch gemeinsames Erleben, gemeinsame Eindrücke. Auch hier kann ich einen Text analog dem Johannesbrief formulieren.

Zeit des Herzens

Ich überlege, wo ich meine Wahrnehmung verändern möchte. Will ich mehr sehen? Oder mehr hören/lesen? Gibt es Dinge, die ich mehr fühlen möchte? Sicher würde sich dann einiges verändern. Ich nehme auch meine Gemeinde/Gemeinschaft in den Blick: Gebe ich Dinge weiter um der Gemeinschaft willen – jetzt an meine Nachbarn und auch an die Nachfolgenden? Alles, damit unsere Freude vollkommen werde!

Dr. Eva Kantelhardt (*1973) stammt aus der evangelischen Jugendarbeit Göttingen. Seit 1997 gehört sie zur Geschwisterschaft Koinonia. Sie ist seit 2000 Ärztin an der Universitätsfrauenklinik in Halle. Aus Interesse an der Mission war sie für längere Zeiten während des Studiums und beruflich in Äthiopien und Südafrika. Seit Januar 2004 gehört sie mit ihrem Mann und 3 Kindern zur Hausgemeinschaft der Geschwisterschaft Koinonia in Halle.

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