Zeit, in die Gegenwart Gottes zu kommen

Am heutigen Gründonnerstag geht es um die Themen Gemeinschaft und Einheit. Ich nehme wahr, welche Begebenheiten und Erfahrungen aus meinem Leben in mir aufsteigen, wenn ich diese Stichworte lese. Sind es bereichernde Erlebnisse? Oder Enttäuschungen? Ein beglückendes Gefühl, Teil von etwas Größerem zu sein? Oder die Erfahrung von innerlicher oder äußerlicher Enge oder Getriebensein?

Ich halte das alles Gott hin.

Zeit des Schauens

Im Text gibt es mehrere Bilder, die eine Bewegung vom Vielen zum Einen hin beschreiben:

• Aus vielen einzelnen Trauben wird der Wein in dem einen Kelch.
• Aus vielen einzelnen Getreidekörnern wird das eine Brot.
• Aus vielen einzelnen Menschen wird der eine Leib.

Ich vollziehe diese Bewegungen innerlich nach. Vielleicht werden dabei in mir zwei unterschiedliche Gefühlsregungen wach:

Zum einen kann ich die Kraft des Gemeinsamen spüren, dass das Ganze größer ist als die Summe seiner Einzelteile. Ein Brot stillt den Hunger anders als eine Schüssel voller Getreidekörner. Es macht einen Unterschied, ob ich einen Teller voller Trauben habe oder ein Glas Wein. Menschen, die sich gemeinsam auf etwas ausrichten, haben eine andere Kraft als die gleiche Anzahl Personen, die sich jeweils einzeln durch die Stadt bewegen.

Zum anderen schwingt in allen diesen Bildern auch noch etwas anderes mit: In dem Ganzen gehen die Einzelteile unter, sind nicht mehr als solche erkennbar.

Welche Gefühlsregung ist gerade stärker in mir?

Zeit des Verstehens

Paulus erinnert daran, dass der Gründonnerstag ein Gedenktag ist: an die maßlose Hingabe Jesu, daran, dass Jesus sein Leben nicht zu schade war, um etwas Größeres für uns zu erreichen. Der Text beschreibt, dass auch wir dadurch Anteil an etwas Größerem haben, Gemeinschaft mit Gott, die wir ohne Jesu Hingabe nicht hätten erreichen können. Dadurch entsteht Einheit untereinander.

Was aber bedeutet das konkret für mich und die Gemeinschaft oder Gemeinde, die mir dabei vor Augen steht? Vielleicht habe ich in meinem Leben zum Thema Gemeinschaft und Einheit schon sehr widersprüchliche Erfahrungen gemacht:

Zum Beispiel einerseits Teil eines Größeren zu sein, in das ich mich mit Haut und Haar hinein begebe, wo ich Anteil an etwas bekomme, dass ich allein nicht erreichen könnte. Andererseits von einer „guten Sache“ in meiner Zeit und/oder meiner Person so vereinnahmt zu werden, dass es mir an die körperliche oder seelische Substanz geht.
Oder einerseits Erfahrungen von Einigkeit zu erleben, wo Menschen aufeinander achten und hören, sich zurücknehmen, so dass etwas Größeres entstehen kann. Andererseits vielleicht auch Situationen, in denen Spannungen und andere Meinungen mit dem Hinweis auf die Einigkeit unterdrückt wurden.

Was ist dann das genau richtige Maß von Gemeinschaft und Einheit? Darauf gibt es vermutlich keine pauschale Antwort. Ich kann aber Gott um innerliche Aufmerksamkeit in solchen Situationen bitten. Vertrauenswürdige Menschen um mich herum können mir dann vielleicht helfen, die Situation anzuschauen und zu einem für mich gesunden Maß an Hingabe zu kommen.

Zeit des Herzens

Ein schönes Bild, was Gemeinschaft und Einheit in Christus bedeuten können, gibt es in der zweiten Strophe des Abendmahl-Liedes „Das sollt ihr, Jesu Jünger, nie vergessen“ (EG 221). Dort heißt es: „Wenn wir im Frieden beieinander wohnten, Gebeugte stärken und die Schwachen schonten, dann würden wir den letzten heil’gen Willen des Herrn erfüllen.“ An welche konkrete Situation denke ich dabei?

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