Hinführung

Es geht an diesem Sonntag um das Thema „Berufung“ (Epistel: 1. Kor 1, 18-25; Evangelium: Fischzug des Petrus, Lk 5, 1-11). Der Wochenspruch bezeugt, dass wir Anteil haben an Gottes Gnade und Segen („Aus Gnade seid ihr gerettet durch Glauben, und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es.“, Eph 2,8). Wir betrachten heute den Anfang dieser Segenskette, die sich von Abraham über Jesus (Mt 1, 1-17) bis zu unserer eigenen Berufung durchzieht.

Loslassen

Ich lese den Text laut. Ich vergegenwärtige mir meine Lebenssituation. „Und der Herr sprach zu…“ – Wie trifft Gott mich heute an? „Geh…“ – Was möchte ich im Gebet abgeben, um in der Stille mit Gott und mit Abraham „gehen“ zu können?

Das Bild

Abraham hat schon einmal mit seiner Familie ein „Vaterland“ verlassen (Gen 11, 31). Nun soll er nicht nur den vertrauten Ort der zweiten Heimat zurücklassen, sondern auch Familienbande und das Leben in einer Ihnen vertrauten Gemeinschaft.

Vor ihm liegen ein unbestimmter Weg und eine unbekannte, gefahrvolle Fremde. Die Frage nach dem Ziel seiner Reise, nach dem neuen Ort, bleibt offen. Wie mag es ihm innerlich damit gehen? Doch dann wird Abraham Gewissheit geschenkt: Gottes Ruf trifft ihn ganz persönlich. Der allmächtige Gott spricht ihn als Gegenüber mit „Du“ an: „ich will dich… „machen… „segnen“. Gott schlägt Zugehörigkeiten (s.o. „Gemeinschaft“), neu fest: Zugehörigkeit zu Gott, „zum großen Volk“, zu einer Segensgeschichte, die „alle Geschlechter auf Erden“ umfassen soll. Wie hört Abraham wohl diese Verheißung? Er stellt keine Fragen, er zögert nicht. Er geht einfach los: „Da zog Abraham aus, wie der Herr zu ihm gesagt hatte.“ Was für ein Glaube ist das!

Erwägungen

1. Berufen aus – berufen zu

Berufung geht am Loslassen nicht vorbei. Abraham wird weg geführt von einem vertrauten Ort und aus lieb gewordenen Beziehungen. Wir kennen Abraham als das Urbild des Glaubens und Gottvertrauens. Dabei wollen wir in unserer Betrachtung nicht einen Mann bewundern, der mit „blinden Vertrauen“ in eine ungewisse Zukunft geht, sondern wir wollen Abraham kennen lernen als einen Menschen, dessen Vertrauen begründet und gegründet ist in der Bindung an Gott und in der Gewissheit der Segensverheißung.

Wo macht mir die Ungewissheit einer bevorstehenden Entscheidung, eines noch unklaren Weges oder Ziels Mühe? Worin gründet mein Vertrauen? Kann ich in solchen Situationen Gottes Ruf hören, Gott suchen und finden als den, der mir persönlich gegenübersteht? Gelingt es mir, den Blick zu wenden weg von der Verunsicherung des Ungewissen und mich zu öffnen für die Liebe Gottes, die mich auch auf unbekannten Wegen trägt und führt?

2. Ein Land das ich dir zeigen werde

Dieses „Land“ hat in unserem Text zwei Gesichter. Es ist einerseits der unbekannte Ort, die ungewisse Zukunft, aber es ist auch der Raum, in dem gilt: „ich will dich segnen“. Es ist der Raum, in dem Gott sich an Abraham (Gen 2, 2-3) und sein Volk (Lev 26,12) bindet, seinen Bund immer wieder bestätigt (Lev 26,9) und alles tut, um „alle Geschlechter auf Erden“ mit hinein zu ziehen in seine Liebe und in seinen Segen. Das Besondere an der Berufung Abrahams liegt darin, am Segen „alle Geschlechter auf Erden“ „mitzuwirken.

Ich versuche, in der Stille den Weg der Verheißung, des Segens und derTreue Gottes von Abraham bis zu unserer Kirche und zu mir selbst nachzugehen. Ich werde dankbar, dass auch für mich gilt: „Ich will dich sehen“.

Konkretion: Die Segenskette

In Segen erlebt Abraham die persönliche Zuwendung Gottes. Die im Segen vermittelte Kraft geht auf den Gesegneten über („ich will dich segnen“) und wird weitergegeben („und du sollst ein Segen sein“). (Vgl. auch Erklärung zum „Segen“ im Evangelischen Gesangbuch von Bayern u. Thüringen, Seite 1541 – 1145). „Ekklesia“ = gleich Kirche/Gemeinde kommt von (griech.) „kalein“ = heraus gerufen sein. Wo habe ich ein „Herausgerufensein“ erlebt? Was bedeutet für mich ein „Hineingerufensein“ in die Gemeinschaft mit Gott und Mitchristen? Ich bin hineingestellt in die Segenskette Gottes und in die Berufung, den Segensauftrag Abrahams weiterzuführen. Abrahams Antwort: „Da zog Abram aus, wie der Herr zu ihm gesagt hatte“.– Und meine Antwort?

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