Foto: Traudl Priller

Hinführung

Laetare heißt „Freuet euch!“. Bisher stand in der Fastenzeit unsere Schuld gegenüber Gott im Vordergrund. Nun in der Mitte der Passionszeit („Mittfasten“) tritt Gottes Erlösungshandeln an uns stärker hervor. In der römisch-katholischen Kirche ist dieser fröhlichere, tröstlichere Fastenzeitsonntag auch durch eine abweichende liturgische Farbe ausgedrückt: das Violett ist zu einem Rosa aufgehellt. Das österliche Weiß schimmert schon hindurch, so wie am Ende der Nacht das Morgenlicht.

Loslassen

Ich bringe mit dem Hören eines Musikstückes Abstand zwischen dem, was mich gerade an Alltag umgibt, verlasse gedanklich meine momentane Situation und betrete den geschützten Raum mit Gott.

Musikvorschlag: Satz I aus „Ein deutsches Requiem“ von Johannes Brahms. Entgegen anderer Totenmessen, die als Bittgebet für die Verstorbenen geschrieben wurden, hat Brahms den Trost „… derer, die da Leid tragen …“ zum zentralen Gedanken gemacht. Er hat selbst durchlittenen Schmerz be- und verarbeitet. „Selig sind, die da Leid tragen, denn sie sollen getröstet werden.“ Ich öffne mein Inneres und lasse mich berühren.

Alternative: Ich höre ein anderes Musikstück, das mich für Gott öffnet.

Bild

Ein sehr klares Bild von Trost ist ein von der Mutter liebevoll in den Arm genommenes Kind. Das Kind ist hingefallen, hat sich wehgetan und weint. Ohne Worte eilt die Mutter zu ihm, hockt sich hin, nimmt es fest in die Arme, streichelt, redet behutsam oder singt ihm leise etwas vor. Sie lässt es erst wieder los, um vielleicht ein (Trost-)Pflaster zu holen oder einen Kakao zu machen, wenn das Kind beruhigt ist.

Ein anderes Bild ist der Freund, der den Traurigen begleitet. Mit ihm spazieren geht, zuhört, manchmal den Arm um seine Schulter legt, mit ihm schweigt, bei ihm bleibt. Ich verweile in einem dieser Bilder, male mir Gesten und Worte aus.

Was geht in mir vor, wenn ich der Tröstende bin? Wo bin ich fest, wo bin ich unsicher? Auf der anderen Seite: was passiert in mir, wenn ich echten Trost erfahre? Was tut mir gut?

Ich betrachte das getröstete Kind auf dem Schoß der Mutter oder die Freunde am Ende des Weges beim Verabschieden. Was hat sich durch die Tröstung in der Haltung der Beteiligten geändert?

Erwägung

Voraussetzung von gelingendem Trösten ist das Vorhandensein von Beziehung: zwischen Menschen, zwischen Gott und dem Menschen. Trost ist ein Geschenk, das Gott uns gegeben hat, um es weiter zu verschenken (Vers 4). Dieses Geschenk nutzt sich nie ab, im Gegensatz zu manchem Plagiat billigen Trostes.

Wie erlebe ich Trost von Gott? Antworten darauf sind gar nicht einfach zu formulieren. Ich versuche es aufzuschreiben. Erscheint mir das, was ich da lese, greifbar? Auf welche Weise kann ich davon selber weitergeben, wenn ich in der Situation des Tröstenden bin?

Konkretion

Ich will mit Gottes Liebe aushalten, für den Leidenden nicht sofort eine Lösung und oft gar keine richtige Antwort zu wissen. Vielleicht sind auch (zunächst) überhaupt keine Worte zu sagen? Ich muss mir nichts ausdenken. So wie sich Gott mir zuwendet, soll ich mich dem Leidenden zuwenden, mit ihm aushalten und mit ihm gehen. Da sein und bleiben, nachgehen und nachfragen.

Welche Menschen stehen mir da vor Augen? Wie kann ich mich in den Beziehungen, in denen ich als Tröstender stehe, ggf. korrigieren und neu ausrichten lassen?

Ann Eckert, ursprünglich aus Sangerhausen kommend, wohnt und arbeitet in Halle an der Saale.

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