Perikope: 4. Mose 11,11-12.14-17.24-25

Hinführung

Zu Pfingsten werden wir an die Liedzeile von Luther (EG 362) erinnert: „Mit unsrer Macht ist nichts getan, wir sind gar bald verloren“. Der Wochenspruch beschenkt uns mit der wunderbaren Zusage: „Es soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen, spricht der Herr Zebaoth“ (Sacharja 4,6).

Zeit, anzukommen in Gottes Gegenwart

Ich mache mir bewusst, dass Gott mir mit meinem Glauben an ihn den Heiligen Geist geschenkt hat. Die Fülle der Aufgaben, von denen ich komme und die als nächstes auf mich warten, lege ich bewusst beiseite. Anspannungen des „Selbermachens“ dürfen jetzt von mir abfallen.

Ich bitte Gott um seine Geistes-Gegenwart jetzt in der Betrachtung von Mose und im Sortieren meiner Lebenssituation.

Zeit des Schauens

Wüstes, felsiges, wegloses Land ohne Ende. Jeden Tag die gleiche langweilige Speise, jeden Tag die gleichen Tätigkeiten der Zubereitung. Das Volk Gottes ist all dessen überdrüssig, jammert und klagt. Mose selbst hält es nicht mehr aus. Bedrängt werden von allen Seiten: „Du bist schuld, dass wir kein Fleisch kriegen wie damals in Ägypten“. Mose ist einsam in seiner Erfahrung, das Volk tragen und ernähren zu müssen wie ein von der Amme abhängiges Kind, das ständig unzufrieden ist und weint. In seiner großen Not wendet er sich an Gott: „Lieber will ich sterben, als diese Last weiter auf mich zu nehmen.“ So groß ist der Druck!

Gott sieht dies alles auch. Die große Last muss weiter bewältigt werden, aber nicht von Mose allein. Gott sagt zu ihm: „Du brauchst eine Gemeinschaft von Menschen, die all die Aufgaben mit dir gemeinsam trägt. Geh und suche dir, wen du für geeignet hältst.“ Wir betrachten, wie Mose umher geht, mit Menschen redet, überlegt, weitergeht, auswählt. Die berufenen Männer versammeln sich um die Stiftshütte. Sie werden von dem gleichen Geist Gottes erfüllt, den Mose schon hat. Da kommt Bewegung, Begeisterung in diese Menschen. Sie werden überwältigt von der Erfahrung der Herrlichkeit Gottes, von der Kraft Gottes. Dieser Erfahrung geben sie mit ihrem ganzen Körper und mit ganzer Seele Ausdruck. Sie sind nun mit Mose verbunden zu einer gemeinsamen Mitarbeiterschaft durch den einen Geist. Von diesen Menschen wird eine Kraft ausgehen, die das Volk trägt und führt durch alle Schwierigkeiten und Widerstände hindurch.

Ich bleibe noch eine ganze Weile in dieser auserwählten Gemeinschaft, lasse mich innerlich anstecken von dieser Kraft, von diesem Geist.

Zeit des Verstehens

1. Was Kirche heute ausmacht

Als Pfarrerin sehe ich diese Geschichte aus meiner Berufsperspektive, die jetzt 4 Jahre zurück liegt. In den kleinen Dorfgemeinden habe ich oft erlebt, wie die „Amtsinhaberin“ auf einen Sockel gestellt wird: „Sie sind doch Gott näher als wir, nun machen Sie mal, beten Sie mal…“. Das geht nur schwer aus den Köpfen heraus.

Ich bin darauf angewiesen, dass Gott mir zu meinem Amt seinen Geist dazugibt. Aber auch mit dem Geist Gottes kommt mein Tun und meine Kraft irgendwann an Grenzen. Ich bin auch darauf angewiesen, dass Gott mir vom Geist erfüllte Menschen zur Seite stellt. Die Gemeinde ist darauf angewiesen! Der Geist Gottes ist nicht allein an das „Amt“ gebunden.

Was unsere Kirche braucht, was unsere Gemeinden lebendig und missionarisch kraftvoll macht, sind berufene Christen und Christinnen, die sich herausfordern lassen zum Mittragen, die ein lebendiges Gebetsleben führen, die sich „verzücken“ lassen von der Kraft und Herrlichkeit Gottes.

Nun habe ich allerdings auch erlebt, dass diese Menschen ebenfalls oft an ihre Grenzen gekommen sind und ihr „Ehrenamt“ wieder fallen lassen mussten. Wie hängen Geist Gottes und eigene Kräfte zusammen?

2. Unterscheidung der Geister

Ich bin ebenfalls darauf angewiesen, dass Gott mir die Gabe der Unterscheidung gibt, wenn mir eine Last zu groß erscheint, sei es als Haupt- oder Ehrenamtliche/r. Nicht immer ist es der Geist Gottes, der mich treibt, aktiv zu sein oder viel zu wollen für meine Arbeit, meine Mitarbeit, in der Gemeinde oder wo auch immer. Es kann auch mein Ehrgeiz sein, oder Suche nach Anerkennung, oder auch Wunschvorstellungen, die nicht realistisch sind. Die Erwartungen Anderer an mich oder meine eigenen Erwartungen an mich können „innere Antreiber“ sein, möglich alles zu erfüllen und das möglichst sehr gut zu machen.

Bei Mose ist es ziemlich klar umrissen, was Gottes Auftrag an ihn war. Dieser Auftrag war ihm zu schwer geworden, kein selbstgemachter.

Zeit des Herzens

1. Ich überprüfe meine augenblickliche Lebenssituation: Wie geht es mir gerade mit meinen vielen Aufgaben, mit meinem ehren- oder hauptamtlichen Engagement in der Kirche, in der Gemeinde? Was macht mich stolz, oder glücklich? Wo hadere ich mit Überforderungen und Fehlschlägen? Suche ich nach Unterstützung oder bin ich in mein Einzelkämpfer-Dasein vernarrt? Wo scheue ich hilfreiche Zusammenarbeit mit Anderen und warum?

Diese Fragen bewege ich vor Gott und mache mir bewusst, dass ich Gottes Geist und Rat brauche, um die inneren und äußeren Dinge meines Lebens zu ordnen.

2. Ich bitte Gott, klarer erkennen zu können, was mein Auftrag ist und was ich hintenan stellen kann oder ganz bewusst loslassen soll. Was kann ich geben, was nicht? Wie will Gott mich führen und wohin?

3. Ich denke über Gemeinschaft in der Kirche nach. Was braucht die Gemeinde, für die ich verantwortlich bin oder zu der ich gehöre? Wie könnte eine solche vom Geist Gottes geführte Weggemeinschaft in unserer Kirche aussehen? An welche Menschen denke ich dabei? Gibt es jemanden, auf den ich zugehen möchte?

4. Ich bitte Gott darum, dass er mich, und uns gemeinsam, mit seinem Heiligen Geist ganz neu ergreift, beseelt, durchdringt.

Gerlinde Breithaupt, Geschwisterschaft Koinonia, Pfarrerin im Ruhestand, Halle/S

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