Hinführung

Am 12. Sonntag nach Trinitatis geht es um die Veränderungen, die durch Jesus in diese Welt gekommen sind. Eine neue Zeit ist angebrochen, die aber noch nicht ihre Erfüllung gefunden hat. Damit dies gelingen kann, beruft Gott Menschen. Saulus ist ein leidenschaftlich, ehrgeizig- frommer Pharisäer, der alles einsetzt, um seinem Gott zu dienen und das Gesetz zu erfüllen. Saulus betreibt eine planmäßig, geographisch gross angelegte Verfolgung mit dem Ziel, die christliche Sondergruppe auszulöschen. Seine Bekehrung war der Beginn der weltumspannenden Mission des Christentums. Aus dem Verfolger Saulus wird Paulus, der Missionar der Heiden und Verkündiger des Evangeliums.

Loslassen

Gott hat sich dem Saulus offenbart. Auch wir wünschen uns Klarheit in dem, wie Gott in unserer Leben hineinsprechen soll. Es soll möglichst eindeutig und unmissverständlich sein. Gott spricht in ganz unterschiedlicher Weise Berufungen aus. Dabei hat er immer die Besonderheiten des einzelnen Menschen im Blick. Ich lasse meine Vorstellungen und Erwartungen los, wie Gott sich in meinem Leben offenbaren soll.

Bild

Saulus ist auf dem Weg von Jerusalem nach Damaskus. Er ist ein bedeutender Mann und fühlt sich stark in der Rolle als Christenverfolger. Er sieht darin die Erfüllung seines Lebens, seinen Lebensauftrag. Er hat sogar die Vollmacht des Hohenpriesters, Christen von dort gefesselt nach Jerusalem zu bringen.

Saulus hat mit seinen Gefährten einen langen Weg vor sich. Sie bewegen sich auf die Stadt Damaskus zu. Saulus ist hochkonzentriert, sein Ziel ist ihm präsent vor Augen. Er plant in seinem Geist schon die nächsten Schritte seines Vorgehens. Je näher sie ihrem Ziel kommen, erhöht er die Geschwindigkeit. Innerlich steigert sich seine Wut, sein Zorn, seine Ungeduld.

Wir betrachten die äussere und innere Dynamik des Geschehens: Plötzlich wird Saulus umstrahlt von einem sehr hellen Licht. Er ist geblendet, stürzt zu Boden und hört eine Stimme, die zu ihm spricht. Jesus stellt sich mit Namen vor: „Ich bin Jesus, den du verfolgst. Ich werde Dir sagen, was Du tun sollst.“

Jesus begegnet Saulus mit einer Kraft, die der des Saulus entgegen tritt. Wir stellen uns die Dramatik der Offenbarung Jesu vor. Saulus steht auf und ist blind, ein Ausdruck seiner Orientierungslosigkeit. Die Gefährten ergreifen seine Hand und führen ihn in die Stadt hinein. Das Tempo wird langsamer, es geht in kleineren Schritten vorwärts. Saulus muss seinen Gefährten vertrauen, dass sie ihn nicht stolpern lassen oder in die Irre führen. Er erlebt zum ersten Mal in seinem Leben, was es heißt, auf die Hilfe Anderer angewiesen zu sein.

Erwägung

Saulus erlebt, wie er ausgebremst wird in einer Phase, in der er so richtig in Fahrt war. Genau das kennzeichnet sein besonderes Berufungserlebnis. Dies geschieht kurz vor seinem Ziel Damaskus.

Wie sieht die eigentliche Umkehr des Saulus aus? Jesus lässt ihn nicht umkehren nach Jerusalem, da wo er herkommt. Saulus bleibt auf dem Weg nach Damaskus, seiner eigentlichen Bestimmung.

Was will Gott gerade damit ausdrücken? Für Saulus geht es jetzt nicht darum, ab sofort etwas ganz Anderes zu machen, sondern das Bisherige ganz anders zu machen.

Wir lassen uns ein wenig Zeit, diesen Unterschied zu verstehen. Gott verwandelt die Hingabebereitschaft und das Ausgerichtetsein des Saulus zu einem neuen Dienst. Auf diesem Weg lässt Gott ihn nicht allein; Saulus erlebt Begleitung in unterschiedlicher Weise. Durch seine Gefährten spürt er hautnah, was es heißt, geführt zu werden.

Konkretion

Wir erleben unseren Alltag oft rastlos und fühlen uns wie Gefangene in einem Laufrad, dem wir nicht entfliehen können. Habe ich schon einmal erlebt, ausgebremst zu werden?

Fällt mir ein Bereich (Beruf, Familie, Freunde, Gemeinde) in meinem Leben ein, in dem es jetzt heißt, etwas ganz anders zu machen?

Marion Schindel war Mitglied der Communität und ist 2010 in der Osterzeit gestorben.

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