Foto: Iris Hinneburg

Zeit, in die Gegenwart Gottes zu kommen

In der Woche vom Sonntag Sexagesimae gilt unsere Aufmerksamkeit dem Wort Gottes. Gott will sich neben der Flut von Worten mit seinem Wort bemerkbar machen. Ich mache mir bewusst, welchen Worten ich Raum in meinem Leben gewähre. In der Stille konzentriere ich mich auf die lebendige Stimme Gottes. Mit dem Lied EG 197 sammle ich meine Gedanken: „Dein Wort bewegt des Herzens Grund, dein Wort macht Leib und Seel’ gesund, dein Wort ist’s, das mein Herz erfreut, dein Wort gibt Trost und Seligkeit.“

Zeit des Schauens

Als lebendiges Wort begegnet mir Gott in meiner Stille. Ich lese die drei Verse aus dem Hebräerbrief und lasse das Bild auf mich wirken, wie Gott redet, wie er seine Stimme erhebt. Welche Resonanz lösen diese Worte bei mir aus? Was kommt in mir mit seinem Wort in Schwingung?

Ich betrachte dieses Wort: Es hat scharfe Urteilskraft und entfaltet seine Kraft, indem es hilft, das Leben zu bewältigen. Gottes Stimme weckt Lebensmut. Sein Wort hat seine Schöpfungskraft bewahrt: Gott sprach und es geschah … In seiner lebendigen Kraft lässt sie keinen Schulterschluss mit Menschen zu, die Leben bedrohen, Lebensraum streitig machen.

Lässt seine Stimme anders aufhorchen als eine Ansage am Bahnsteig oder als ein Vortrag eines Nachrichtensprechers? Ich beobachte, wie Gott seine Stimme erhebt, die mit unbeirrbarer Kraft umsetzt, was sie ausgesprochen hat. In jedem einzelnen Menschen will Gott seine Lebenskraft entfalten. In über 2500 Sprachen ist sein Wort übersetzt, das uns mit Menschen aus vielen Kulturen verbindet. Ich schaue dorthin, wo Gottes Stimme Menschen zu einem neuen Leben verhilft.

Schließlich betrachte ich, wie präzise Gottes Wort spricht, wenn es hilft zu unterscheiden. Es atmet eine Klarheit, die in aller Freiheit das bloßstellt, was dem Leben bei seiner Entfaltung schadet. Ich lasse mir Zeit darauf zu achten, wie Gottes Stimme heute zu hören ist.

Zeit des Verstehens

Gottes Wort ist mehr als ein religiöses Dokument. Wie entfaltet sich Gottes Wort als lebendige und kraftvolle Stimme in unserer Kirche und Gesellschaft? Wo wirkt Gottes Wort heute im Austausch über soziale Gerechtigkeit, über Gentechnologie, über Klimaschutz als scharfe, lebendige und kraftvolle Stimme?

Wie ist mir Gott bisher in meinem Leben mit seinem Wort begegnet? An welchen Stellen gab es einen Einschnitt in meinem Leben, als ich mich von Gottes Stimme leiten ließ? War ich vielleicht erschrocken über die Klarheit, die mir entgegenschlug? Welche Entwicklung in meinem Leben verdanke ich dem lebendigen, kräftigen und scharfen Wort Gottes? Das Leben Jesu hält uns vor Augen, welchen unangenehmen Weg jemand geführt werden kann, der sich entschließt, Gottes Stimme zu folgen.

In Äthiopien habe ich erlebt, wie Muslime eine Bibel in die Hand nahmen und nach kurzer Zeit von dem Buch in ihrer Hand so verunsichert wurden, dass sie mich baten, die Bibel in arabischer Sprache wieder mitzunehmen. Mehrfach war allein die Präsenz der gedruckten Bibel in einem Raum für Muslime nicht zu ertragen.

Wo entsteht der Eindruck, dass sich Menschen bewusst der Stimme Gottes entziehen? Wo beobachten wir heute Menschen, die sich von Gottes Stimme haben ansprechen lassen? Es lohnt sich, im Bibelkreis darüber zu reden, wie das Wort eines Bruders, einer Schwester mir zum lebendigen Wort Gottes geworden ist.

Zeit des Herzens

Vielleicht entfaltet Gott seine Kraft in seinem Wort dann, wenn ich den Spuren seiner Stimme nachgehe. Dazu kann es eine Hilfe sein, am Abend zurück zu schauen auf den Tag und sich zu fragen: Wie hat mich das Wort der Losung, der Predigt, der Bibellese heute begleitet? Wo bin ich einem Wort Gottes noch auf der Spur, um in meinem Leben nach seiner Stimme zu leben?

Burkhard Peter

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