Zeit, in die Gegenwart Gottes zu kommen

Leben mit drängenden Entscheidungen kann schlaflose Nächte bedeuten. Wie soll ich mich festlegen? Bin ich noch frei, Rat anzunehmen und meine unausgesprochene Entscheidung zu revidieren? Ich nehme meine innere Zerrissenheit mit in die Stille und erwarte von Gott ein Zeichen, das mir zu neuer Klarheit hilft. Diese Übung der Indifferenz, wie Ignatius sie nennt, kann mich davor schützen, in mein selbstgewähltes Unglück zu stürzen.

Zeit des Schauens

Wir erleben einen Besuch des Propheten Jesaja bei seinem König Ahas. Er befindet sich in einer schwierigen politischen Auseinandersetzung angesichts unklarer Machtverhältnisse. Es ist hilfreich, dazu zu lesen, was in 2. Könige 16, 10-18 beschrieben ist. Ahas tendiert dahin, sich an die Supermacht Assyrien zu wenden, um den politischen Druck seiner direkten Nachbarn Samaria und Syrien abzuwehren. Assyrien hat schon an anderen Orten bewiesen, wie ihre Herrscher sich mit ihrer Macht durchsetzen. Von deren Eingreifen erhofft sich Ahas eine Erleichterung. Womit er diese vermeintliche Freiheit vom Druck Syriens erkaufen muss, ist ihm nicht bewusst. Alternativ hätte er sich mit Samaria und Syrien gegen Assyrien wehren und seine Unterstützung den Nachbarn anbieten können. Er zieht es vor, sich Assyrien anzudienen. Damit verkauft er die religiöse Freiheit Judas und ihr Vertrauen zu Jahwe an den Staatskult Assyriens.

Hier schreitet Jesaja ein mit dem Wort: Glaubt ihr nicht, so bleibt ihr nicht (V 9b). Gott bietet Ahas an, ein Zeichen zu fordern, das die Zusage Gottes bestätigt, seine Stadt Jerusalem zu schützen. Dem verweigert sich Ahas, der schon das politisch Opportune denkt und vorbereitet. Für ihn ist es schon klar: Die Supermacht Assyrien soll ihn schützen gegen die Nachbarn. Gleichzeitig klingen die Worte des Propheten in ihm nach. Was könnte es für ihn bedeuten, wenn er sich an dessen Botschaft hält? Sagt seine machtpolitische Entscheidung etwas über sein Vertrauen zu Gott aus? Was meint es: Glaubt ihr nicht, so bleibt ihr nicht?

Ahas windet sich. Soll er noch ein Zeichen fordern? Ist er noch bereit, sich auf eine neue Lösung einzulassen? Kann er verlangen, dass sich Gott noch um ihn bemüht, wo er doch eigentlich schon weiß, was passieren soll? Wird sich Gott in diesem syrisch-ephraimitischen Krieg zeigen?

Gott mischt sich ein und kündigt mit Jesaja sein Zeichen an: eine junge, wehrlose, schwangere Frau. Sie wird ein Kind gebären. Es soll heißen: Gott ist mit uns. Wie lang ist Gottes Atem, wenn Ahas noch die Dauer einer Schwangerschaft abwarten muss! Die politische Notlage drängt.

Wir nehmen uns Zeit, uns in diese Verheißung Gottes und die Geduld, die darin erforderlich ist, einzufinden. Habe ich die innere Ruhe, um dies Bild in mir reifen zu lassen? Am Ende soll es doch gewiss sein: Gott ist mit uns.

Zeit des Verstehens

Eine Geburt wird angekündigt, wie sie vielfach geschieht, auch in der Weihnachtszeit. Kann eine Geburt ein Zeichen Gottes sein? Bei Ahas stellt sich die Frage: Greift Gott mit der Ankündigung eines Kindes in Realpolitik ein? Soll dies Kind vielleicht sogar den König Ahas ablösen? Wie wird Ahas das Angebot Jesajas hören: wird das Kind ein Konkurrent werden zur eigenen Herrschaft, wenn Gott ausdrücklich mit ihm ist – und mit ihm selbst?

Hat Jesaja mit dieser Verheißung die Gottlosigkeit von Ahas schon bestätigt, um ihn zu locken, dass er noch umkehrt und tatsächlich seinen nächsten Schritt am Willen Gottes ausrichtet?

Gott mit uns: Das wird kein billiges Bekenntnis sein, es ist der Aufbruch, den Willen Gottes angesichts übermächtiger politischer Mächte zum Ziel zu führen.

Immanuel: Dies Bekenntnis wurde oft leichtfertig und höhnisch für Unternehmungen in Anspruch genommen, die völlig ohne Gott geplant waren.

Ahas entscheidet sich für das politisch Opportune. Er ruft Assyrien um Hilfe. So kommt der Staatskult Assyriens nach Juda, das bereitwillig Tribut zahlt und seinen eigenen Gottesdienst einstellt.

Zeit des Herzens

Ich prüfe, wo ich ehrlichen Rat von Gott erwarte und wo ich in der Gefahr stehe, meine eigene Vorstellung und Wahrnehmung auch gegen einen geistlichen Rat durchsetzen zu wollen. Wer hilft mir, wenn ich selbst den Überblick über meine Beweggründe verliere und mich von Faktoren leiten lasse, die nicht von meinem Vertrauen zu Gott getragen sind? Wo sehe ich Gottes Zeichen: ich bin mit dir?

Burkhard Peter

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