Foto: Michael Fendler

Einordnung

Jona 2 ist ein starker Fingerzeit des Alten Testamentes auf Jesu Grabeszeit – und die Auferstehung (Mt 12,39-40!). In der jetzigen Ordnung der Predigttexte wird dieser Abschnitt zweimal vorgeschlagen: für Karsamstag (Reihe I) und Ostermontag (Reihe IV).

Vorbemerkungen

  • Wir lassen uns nicht von der Frage festhalten, wie ein großer Fisch einen Menschen verschlingen kann, der dann drei Tage im Bauch des Fisches überlebt.
  • Wir wollen keine Angstbilder meditieren – den Tod selbst, das Im-Grabe-liegen oder Sich-in-einem-Fisch-befinden. Wir wollen in diesem Abschnitt vor allem die Bilder der Hoffnung betrachten.
  • Der Text und der Tag haben drei Ebenen: Jona entrinnt dem Fisch, Jesus entrinnt dem Grab, wir Christen entrinnen Angst und Tod.

Zeit, wieder in die Gegenwart Gottes zu kommen

Jona bekommt einen klaren Auftrag von Gott (1,2). Er aber will „weit weg vom Herrn“ (1,3) sein und sich dem Auftrag entziehen. Die Flucht vor Gott (Kap. 1) führt in die Katastrophe hinein: in das tosende Meer, in den Fisch. Als er ins Meer geworfen wird, muss er sich Gott in die Arme werfen lassen. Die Hinwendung zu Gott (Kap. 2) bringt die Errettung. – Wir lassen unseren Widerstand, unsere Distanz, unser Nein gegen Gott los – und unseren eigenen Willen, alles selbst machen zu wollen. Wir überlassen uns Gott und seinem Willen wieder – und dem Weg, den er uns führen will. Auch wenn der ganz woanders hinführt, als wir ursprünglich planten… Aus einem „weit weg vom Herrn“ wird wieder ein „hin zu Gott“.

Zeit des Schauens

Wir betrachten zwei gegensätzliche Bilder: Jonas Situation und sein getrostes Beten.

Seine Situation: totale Finsternis, Kälte, der sichere Tod, ein gottverlassener Ort (V.5), ein Toter unter Toten in der Unterwelt (V.3+7). Wir betrachten gleichzeitig Jona als Beter, wie er Gott seine Bedrängnis hinhält. In seinem Gebet erkennt er die Führung Gottes in seinem Leben; es ist ein Gebet in großer Hoffnung – Jona weiß schon, daß er gerettet wird (V. 3.7.10).

Wir betrachten, wie Jona in diesen drei Tagen immer mehr umkehrt und sich neu Gottes Willen hingibt; wie er aus panischer Angst (beim Verschlungen-Werden) zur getrosten Erkenntnis wächst, daß der Fisch nicht zur Vernichtung, sondern von Gott geschickt ist – zu seiner Errettung.

Wir betrachten schließlich, wie Jona in V. 11 aus der Finsternis ins gleißende Licht hinaustritt/-geworfen wird.

Zeit des Verstehens

1. Die zwei Gesichter der Auferstehung: Im hier und jetzt als Erfahrung in der Welt wie bei Jona. Bei uns Christen in Erfahrungen von Krankheit, Bedrängnis und schwerer Angst, wo nichts mehr zu hoffen ist. Am untersten und unerwarteten Ort werden wir errettet und umfangen von den Strahlen der Auferstehung Jesu, die schon in Jona 2 vorangezeigt sind. Und einst als Erfahrung der Ewigkeit wie bei Jesus. Jesu Grab schien der Ort der Vernichtung zu sein; in Wahrheit wurde es zum Ort der Errettung, für ihn – und für uns. Hinweis auf unsere persönliche Auferstehung von den Toten! Im hier und jetzt – und im einst gilt: Wir dürfen Gott vertrauen, dass er uns nicht im Stich läßt und uns unbedingt festhält. Was ist Glaube? Wissen, dass Gott uns in jedem Fall herausholt – selbst aus dem Grab. Wer sich an Jesus festhält, der wird auch gehalten.

2. „Jona“, die „Taube“, ist im AT in einigen Texten eine Bezeichnung nicht nur eines Einzelnen, sondern des ganzen Volkes Israel (Ps. 74,19 / Hos 7,11-12). „Jona“ – das sind nicht nur wir persönlich, sondern auch unsere Gemeinde, unsere Kirche, die Christenheit in Deutschland. Jetzt durchlebt sie eine dunkle Zeit: Menschen wenden sich in großer Zahl von ihr ab. Eine kollektive Erfahrung des großen, alles verschlingenden „Fisches“ des Materialismus, Säkularismus, der die Kirche zu vernichten scheint. Aber Gottes Plan ist noch nicht zu Ende – die Strahlen der Auferstehung Jesu werden auch der Kirche als Ganzer zuteil. Die Kirche – und auch Israel als Volk Gottes – als Werkzeuge Gottes werden sich eines Tages neu auf den Weg zu den Menschen machen können (Jona 3).

3. „Es wird ihnen kein anderes Zeichen gegeben werden als das Zeichen des Propheten Jona“ (Mt. 12, 39). Die Menschen um uns herum suchen Gottes-Beweise für die Wahrheit des christlichen Glaubens. Sie wollen logische Beweismittel, Wunder, um überzeugt zu werden, etwas Spektakuläres, das vor ihren Augen vollbracht wird. Stimmt das denn mit dem Glauben? Oder ist das alles Projektion? Gott verweigert sich diesem Wunsch – mehr als den Tod und die Auferstehung Jesu und mehr als das Vorabbild des Jona dazu wird er den Suchenden nicht zeigen. Wer diesen jenseitigen ”Zeichen” glaubt, der hält alles in Händen. Wer ihnen nicht glaubt, dem ist alles verschlossen. Jesus ist „mehr als Jona“ (Mt. 12,41), mehr als ein Prophet, er ist der Einzige und Letzte, der Höchste und Allumfassendste. Wer seinen Tod und seine Auferstehung glaubt, kommt aus dem tosenden Meer, aus dem „verschlingenden Fisch“, den Zeichen des Todes, wieder ans Licht, dem Zeichen der Auferstehung.

Zeit des Herzens/Konkrete Schritte

Einübung ins Gebet

Jonas Gebet hat die Richtung seines ganzen Lebens verändert. Wie können wir das persönliche Gebet, das in unserem Leben vielleicht schwach geworden ist, wieder nachhaltig beleben – nicht nur als kurzfristigen guten Vorsatz? Wie können uns dabei andere Christen helfen (in der Kirchengemeinde, in Communitäten und Klöstern, in unserem Lebensumfeld)? Mit Jona 2 können wir vorausgreifenden Dank einüben: Danken für das, was Gott sicher für uns tun wird.

Einübung in Hingabe

Wir üben ein, die Führung Gottes in unserem Leben zu erkennen (in Dunklem V.4 und in Errettung V.7). So wie Jesus sich Gott ganz zur Verfügung stellte (in der Kreuzigung), üben wir uns darin, den eigenen Willen loszulassen und ganz für Gott und seine Pläne dazusein. Wie können wir wieder Gottes Werkzeug werden – und wie kann das in Familie, Arbeit, Gemeinde, Lebensplanung konkret werden?

Henning Behrends (*1960) ist verheiratet, Vater dreier Kinder und gehört seit 1998 zur Geschwisterschaft Koinonia. Er hat lange mit seiner Familie in Äthiopien gelebt und dort das Betrachtende Gebet mit äthiopischen Geschwistern zusammen praktiziert.

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