Foto: Michael Fendler

Zeit, in die Gegenwart Gottes zu kommen

Der Text erzählt die Ostergeschichte, aber aus einem ganz besonderen Blickwinkel: Er beschreibt, was dieses Geschehen mit mir zu tun hat. Damit umschreibt er den Kern der Osterhandlung: Es geht um eine Beziehung, die von Gott her gestiftet wird.

Zeit des Schauens

Ich betrachte ein mannshohes Holzkreuz an einem einsamen Ort: Vielleicht ein Gipfelkreuz oder eines, das an verborgener Stelle irgendwo im Wald steht. Groß und standfest, ein Zeichen des Triumphes über den Tod.

An einer Stelle des Kreuzes ist ein Zettel angeheftet: Es ist ein Schuldbrief. In ihm wird benannt, was in meinem Leben mächtig und bestimmend auftritt: Anklagen gegen mich; Vorwürfe, die ich mir selbst mache, die mir andere machen, und solche, die zu meinem Menschsein von Anfang an dazu zu gehören scheinen. Aber auch Sorgen um die Zukunft: Etwas Falsches oder nicht genug zu tun, meine Aufgaben nicht bewältigen zu können.

Ich betrachte, wie klein und unbedeutend dieser Brief hier an dem mächtigen Balken des Kreuzes wirkt. Hier hat er keine Macht mehr. Er ist nicht mehr als ein Stück Papier, das Regen und Wind mit der Zeit auflösen werden. Niemanden wird das stören. Denn derjenige, der ihn angeheftet hat, hat alle Forderungen, die darin gegen mich formuliert waren, für mich erfüllt.

Zeit des Verstehens und des Herzens

1. Der Schuldbrief

Der Text spricht von Schuld in Form eines Briefs: Etwas Festgeschriebenes, das immer wieder hervorgeholt werden kann. Eine Forderung, die durch ihre schriftliche Fixierung bestehen bleibt, auch wenn sie zwischendurch aus dem Blick gerät. Was heißt es, dass Schuld und Belastungen die Qualität einer schriftlichen Fixierung annehmen können? Wie werden diese Festlegungen mit dem Bild vom Brief am Kreuz ausgehebelt?

Ich schreibe meine Schuldbriefthemen – gedanklich oder ganz real – auf einen Zettel und setze ihn Wind und Regen aus. Damit lasse ich mich auf einen bewussten Vorgang des Loslassens ein: So wie der Zettel langsam, aber unwiederbringlich verwittern wird, kann meine Seele ihrer Belastungen Gott überlassen.

2. Der Triumph über die Mächte

Was heißt es, dass Jesus Christus über alles triumphiert hat, was in meinem Leben übermächtig erscheinen will? Er hat es entblößt, den Mächten ihre angemaßte Macht genommen und dem Spott preisgegeben. Was in meinem Leben bedarf eines solchen „entblößenden“ Blickes, um ihm die angemaßte Macht zu nehmen?

Ich „entkleide“ in Gedanken diese Sorge, Forderung, Verlockung ihrer aufgeblähten Bedeutung. Ich bitte Gott um die Klarheit und Kraft, sie zu seiner Liebestat an mir in Beziehung zu setzen und so relativieren zu können.

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