Zeit, in die Gegenwart Gottes zu kommen

Das Fest der Auferstehung haben wir vor einem Monat gefeiert. Der Sonntag Kantate lädt uns zum Singen ein. Wenn wir uns zur Betrachtung hinsetzen, steht häufig unsere Erwartungslosigkeit im Weg. Christen sind Menschen, denen das Leben neu geschenkt worden ist. Aber wie oft holt uns das Alte ein?

Wenn wir uns jetzt dem Worte Gottes aussetzen, dann wollen wir uns an das Neue erinnern lassen: Durch die Vergebung sind wir neue Menschen geworden: Das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden (2.Korinther 5,17). Mit diesem Neuen will Gott mich beschenken und mich darin seiner Nähe vergewissern.

Zeit des Schauens

Paulus benutzt in seinem Brief an die Kolosser ein alltägliches Bild: das vom An- und Ausziehen von Kleidung. Er sagt: … denn ihr habt den alten Menschen mit seinen Werken ausgezogen und den neuen angezogen. (Kolosser 3,9+10)

Das ist ein Bild für unsere neue Identität, unser neues Sein in Christus. Er kann sogar sagen: Wir haben Christus angezogen (Römer 13,14).

Spüren wir dem einmal nach, was Kleider mit uns machen. Es gibt Alltagskleidung, Sonntagskleider, Berufskleidung, Festtagskleider, Lieblingskleider… Wir bedecken uns damit, sie verändern uns, je nachdem, was wir tragen. Sie verändern auch unser Lebensgefühl. Kleider machen Leute.

So wie wir verschiedene Lagen von Kleidung anziehen, sollen wir herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Geduld, Liebe anziehen. Das sind Haltungen, die uns an unsere neue von Christus geschenkte Identität erinnern.

Wir stellen uns vor, dass wir jeden Tag dieses neue Sein in Christus anziehen, das Alte ablegen und uns unser neues Sein in Christus zu eigen machen. Das Reizvolle an diesem Bild ist die Leichtigkeit: Sich an-und ausziehen kostet nicht viel Mühe und Arbeit.

Zeit des Verstehens

Paulus eröffnet dieses Kapitel mit dem Satz: Seid ihr nun mit Christus auferstanden, so sucht, was droben ist, und wenig später schreibt er: Ihr habt den alten Menschen mit seinen Werken ausgezogen und den neuen angezogen (Kolosser 3,1+10).

Im Leben eines jeden Christen gibt es diesen Einschnitt von vorher und nachher, alt und neu. Dieser Einschnitt hat mit der Begegnung mit Jesus Christus zu tun. Er markiert unseren Weg. Daran erinnert Paulus die Kolosser.

Wir entschuldigen uns manchmal mit unseren Schwächen, indem wir sagen: Ich kann nicht aus meiner Haut heraus. Paulus sagt uns dazu: Du hast eine zweite Haut, das ist Christus. Wir haben Jesus Christus angezogen. Jesus Christus definiert meine Identität. Diese Identität soll zu andern dringen, soll das Miteinander neu machen .

Erinnern wir uns an Konflikte mit andern: In der Kirchengemeinde, im Hauskreis, in der Familie, im Beruf. Wir greifen eine Sache heraus, die uns nachgegangen ist. Welche Haltung hat mir gefehlt, um mein „In-Christus-Sein“ zu leben und dem andern zu zeigen?

Vergebung ist der Schritt, wieder neu anzufangen, wieder neu Christus anzuziehen und das alte Kleid der Sünde abzulegen.

Zeit des Herzens und der Aktion

Die sechs verschiedenen Haltungen, die Paulus hier vorschlägt anzuziehen, verteile ich auf die sechs Tage der Woche. Jeden Tag nehme ich mir eine Haltung vor, und mache sie mir zu eigen, wie meine zweite Haut, ich ziehe sie an. Was passiert dann mit mir? Wie wirkt sich das auf das Miteinander um mich herum aus?

Christel Hermann (*1954) lebt seit vielen Jahren als Missionarin zusammen mit ihrem Mann im südafrikanischen Konvent der Communität in Mafikeng.

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