Zeit, in die Gegenwart Gottes zu kommen

Es geht hier am Rande um das Thema eines lang erhofften Besuches, den sich Zacharias ins Gedächtnis gerufen hat (1,68): Besuch von Gott, den die Menschen im Nachhinein als solchen erkennen.
Ich denke über Besuche in meinem Umfeld nach: Was gibt es für Erwartungen? Und wird es dann so sein, wie ich oder andere es sich vorstellen? Manche Menschen haben bestimmte Abläufe bei der Vorbereitung. Wie bereite ich mich vor? Wenn jemand zum ersten Mal kommt, kann es sein, dass besondere Schwierigkeiten, Anspannung oder Vorfreude auftreten.

Wenn ich mich von der Vorfreude eines anderen anstecken lassen möchte, lese ich den Lobgesang von Zacharias in Lukas 1, 67-80, wo Besuch von Gott für die nahe Zukunft angekündigt wird.

Zeit des Schauens

Jesus ist mit seinen Jünger:innen unterwegs. Ihm begegnet großer Glaube und großes Leid. Gerade hat er den Knecht eines Hauptmannes durch sein Wort aus der Ferne gesund gemacht. Jetzt erreichen sie die Stadt Nain und treffen auf einen Trauerzug. Der einzige Sohn einer Witwe wird beerdigt und das Leben der Mutter, die schon ihren Mann verloren hat, nimmt eine weitere Wendung hin zu Armut und Isolation. Sie wird im Alter nicht versorgt werden und kann nicht auf Enkelkinder und den Fortbestand ihrer Familie hoffen. Ich weiß nicht was für eine Art Mensch die Frau ist: Kämpft sie weiter oder ergibt sie sich ihrem Schicksal?

Jesus als Mensch empfindet Mitleid. Er wendet das drohende Schicksal der Witwe durch sein Eingreifen ab. Mit den Worten „Weine nicht!“ spricht er sie an, tröstet sie und berührt die Bahre mit dem toten Jungen. Indem er ihm befiehlt aufzustehen, macht er ihn lebendig und gibt ihn der Mutter zurück.
Diese Auferweckung ist nicht nur für sich ein Wunder, sondern sie weckt auch positive Erinnerungen an die beiden Propheten Elia und Elisa. Allen Beteiligten läuft eine Gänsehaut über den Rücken. Das übertrifft alle Erwartungen. Das Leben kehrt zurück.

Zeit des Verstehens

1. Was kehrt zurück?

Dass Tote wieder lebendig werden, erleben wir in unserem Alltag nicht wörtlich. Aber wir erleben aktuell im Ukrainekrieg wie Männer und Söhne auf beiden Seiten sterben. Sie hinterlassen ihre Familien trauernd und traumatisiert. Viele Frauen und Kinder haben durch die Zerstörung im Krieg ihre Heimat verloren und fliehen aus dem Land. Die Mütter tun es für ihre Kinder, damit sie wieder lachen können. Es ist eine große Entscheidung, das bisherige Leben hinter sich zu lassen und sich ins Unbekannte und Ungewisse aufzumachen. Auch wenn man dort erlebt, wie die Menschen in einem anderen Land Geflüchtete freundlich aufnehmen. Die Gestorbenen werden nicht wieder lebendig. Aber das Lachen kann zurückkehren.

2. Vom Leben abgeschnitten

Bei Kindern merkt man ihre ungebändigte Freude am Leben und ihre Lust am Entdecken. Beim Erwachsenwerden geht davon oft etwas verloren. Im Text ist die Witwe durch den Tod ihres Mannes und danach auch ihres Sohnes wie vom Leben abgeschnitten.
Vielleicht gibt es Bereiche in meinem Leben, die durch Sorgen, Krisen oder Verpflichtungen abgestorben sind und so meine Lebenskraft einschränken. Wo erinnere ich mich selber an die Lebensfreude und Lebendigkeit in meinem Leben? Wo erlebe ich durch Begegnungen mit anderen die Chance, dem wieder mehr Raum zu geben?

3. Über das Gute reden

In V. 16 und 17 berichtet das Evangelium davon, wie sich die Nachricht von dem Wunder des Lebens wie ein Lauffeuer verbreitet. Wir erleben es in Zeiten von Social Media und ständiger Verfügbarkeit von Informationen, dass wir eher mit schlechten Nachrichten überflutet werden, weil die sich besser vermarkten lassen. Der Text ist nicht mit dem Lebendig-Werden des Sohnes zu Ende. Diese Tat von Jesus führt dazu, dass die Menschen Gott preisen und seine Gegenwart wahrnehmen. Sie werden Teil einer großen Geschichte, die Gott und sein Volk verbindet.
Wie wichtig ist da das Zeugnis und das Weitererzählen dieser und anderer Wunder! (V. 16 und 17)

Zeit des Herzens

Während der Betrachtung sind mir vielleicht Gedanken eingefallen, die ich weiterverfolgen möchte. Dafür nehme ich mir Zeit. Ich kann mich fragen, ob ich Gottes Besuch bei mir erwarte und wünsche. Wenn es Bereiche in meinem Leben gibt, die abgestorben sind und sich wie tot anfühlen, kann ich das Leben wieder zu mir einladen.

Und dann spreche ich mit anderen über meine Erlebnisse und Erfahrungen, denn so kann ich einstimmen in den Lobpreis Gottes, die Verbreitung der frohen Botschaft und der Geschichte Gottes mit uns Menschen.

Britta Kühn

Als PDF herunterladen

Anstehende Veranstaltungen