Zeit, in die Gegenwart Gottes zu kommen

Der Kanon „Alles ist eitel (gemeint ist „vergänglich“), du aber bleibst und wen du ins Buch des Lebens schreibst“ spricht das Thema dieses Sonntags auf einfache Weise an. Ich nehme mir Zeit, ihn zu singen oder ihn leise oder laut zu lesen. Dabei achte ich auf das, was in mir dadurch ausgelöst wird.

Vorbemerkung zum Text

In diesem Textabschnitt spricht Jesus von großen Veränderungen in der nahen Zukunft. Es geht um die Zerstörung Jerusalems und damit verbunden der Sicherheiten und Grundfesten der jüdischen Welt, die Jesus vorausgesagt hat. Himmel und Erde sind ein anderes Wort für „Schöpfung“. Was bleibt, sind die Worte Gottes. Der ungewisse Zeitpunkt (V. 32) bezieht sich hingegen auf sein Wiederkommen. (1)

Zeit des Schauens

Jesus möchte, dass die Jünger etwas lernen (V.28). Vielleicht können wir uns das vorstellen wie die Belehrung vor Abflug eines Flugzeuges durch die Flugbegleiter:innen: Jesus spricht zwar nicht von Rettungswesten, Sauerstoffzufuhr und Notausgängen. Aber er macht den Jüngern deutlich, woran sie das entscheidende Ereignis, das Kommen des Menschensohns, erkennen können. Und er beschreibt ihnen, was in dieser Umbruchsituation wirklich Halt und Rettung bietet, nämlich Gottes Wort, und was nicht, wie etwa Himmel und Erde.

Ich kann mir vorstellen, wie dieses Gespräch für die Jünger die Sicht auf ihre Umgebung und Welt verändert. Sie werden von Jesus darauf vorbereitet, sich von materiellen Dingen, Ansichten und Gepflogenheiten zu verabschieden und sich an Gottes Wort zu halten, das Jesus mit ihnen geteilt hat. Er malt ihnen auch mit einem Gleichnis die Haltung der Wachsamkeit aus, die dafür nötig ist.

Ich schließe mich den Jüngern an, um von Jesus zu lernen.

Zeit des Verstehens

1. Vergänglichkeit

Von Vergänglichkeit ist schon im Alten Testament in Jesaja 40,8f und 51,6 die Rede. Sie ist auch Teil unserer Erfahrung, wenn wir älter werden. Ich kann dem nachspüren, wo ich selber Veränderungen und Vergänglichkeit erfahren und erlebt habe. Dazu betrachte ich verschiedene Bereiche meines Lebens wie Familie, Ausbildung und Beruf, Kirche und Gemeinde, meinen Körper, meine Einstellungen und Ansichten.

Welche Bibelverse und -worte haben mich in diesem Prozess begleitet und sind mir wichtig geworden?

2. Wachsamkeit

Im zweiten Teil des Textes geht es um die Wachsamkeit. Nicht das nervöse Aufgeregt-Sein oder die sorgenvolle Schlaflosigkeit, sondern um Achtsamkeit und die Fähigkeit, mich, meine Gedanken und Empfindungen wahrzunehmen und ganz im Hier und Jetzt zu leben.

Welche Faktoren gibt es, die diese Wachsamkeit erschweren? Im Text gibt es dazu einige Hinweise:

Der Herr des Hauses beauftragt seine Angestellten, diverse Arbeiten eigenverantwortlich zu erledigen. Der Türhüter soll wachen (V. 34). Nur kennt keiner den genauen Zeitpunkt seiner Rückkehr. Die Unsicherheit, nicht genau zu wissen, wann es soweit ist, lässt den Türhüter irgendwann einschlafen. Allerdings ist er genau für die Aufgabe eingestellt worden, aufzupassen und wach zu bleiben. Wenn der „Herr des Hauses“ nicht da ist, fühlt er sich unbeobachtet und lässt nach in seiner Leistungsbereitschaft.

Was sind bei mir die Faktoren, die mich davon abhalten wach zu bleiben? Dazu betrachte ich die Aufgaben, die mir übertragen wurden, wann sie mir leichtfallen und was mich auch daran hindert sie achtsam auszuführen.

Zeit des Herzens

Als Christ darf ich erwarten, dass Jesus wiederkommt. Ich überlege, wie ich heute so leben kann, dass ich Gottes Gegenwart erwarte und damit rechne, dass er mir im Laufe des Tages begegnet.

Für den Abend bereite ich einen Tagesrückblick vor: Was ist mir heute gelungen? Wo habe ich die Gegenwart Gottes gespürt? Habe ich das gelernt, was Jesus wollte?

(1) William Barclay. Markusevangelium. Wuppertal: Aussaat Verlag, 1972, S. 287ff.

Britta Kühn

Als PDF herunterladen

Anstehende Veranstaltungen