Hinführung

Im Evangelium ist uns eine Rede Jesu überliefert, in der er sein bevorstehendes Leiden ankündigt und in das Thema Nachfolge einführt. Diese Rede schließt an das eindrückliche Bekenntnis des Petrus an, dass Jesus der Messias ist (Mk 8,29). Petrus spricht dieses Bekenntnis in der Mitte des Markusevangeliums. Im Zentrum des Evangeliums ist Jesus an dem Ort angekommen, der am weitesten von Jerusalem entfernt ist: in Caesarea Philippi. Es ist hilfreich, sich auf einer Landkarte die geographischen Verhältnisse des Weges Jesu bewusst zu machen: Galiläa, Caesarea Philippi, Judäa und Jerusalem. Die geistliche Einsicht, dass Jesus der Christus ist, muss sich allerdings bei den Jüngern auf dem Weg nach Jerusalem erst noch festigen und bewahrheiten. Was bereits ausgesprochen ist, soll in ihrem Leben ankommen.

Jesus bereitet die Jünger darauf vor, wie der Messias Gottes Willen erfüllen wird. Er kündigt hier zum ersten Mal im Markusevangelium an, dass ihm Leiden, Sterben und Auferstehen bevorstehen. Diese Mitteilung löst eine erhebliche Spannung zwischen Jesus und Petrus aus, weil Petrus sich der Belehrung Jesu widersetzt.

Zeit, in die Gegenwart Gottes zu kommen

Ich nehme mir Zeit für Gottes Wort. Vielleicht ist mein Erleben der letzten Zeit alles andere als eine Glaubensgeschichte. Ich erlebe mich weit weg von Gottes Nähe. Ich will mich öffnen für sein Nähe, möchte hineinfinden in seinen heiligen Raum. Darum lasse ich mir Zeit zu spüren, wo ich mich gerade innerlich und räumlich befinde. Dieser Ort und diese Begegnung kann für mich zu einem Wendepunkt, auch zu einem neuen Aufbruch werden. Dazu kann mich die biblische Erzählung ermutigen.

Foto: Michael Fendler

Zeit des Schauens

Irgendwo in den bewaldeten Regionen Syriens oder der benachbarten Golan-Höhen ist Jesus mit seinen Jüngern unterwegs. Sie wandern durch Dörfer, die nicht vom jüdischen Glauben geprägt sind. In Caesarea Philippi haben sie die Hauptstadt des Herodes Philipp besucht, wo sich auch das berühmte Heiligtum des Hirtengottes der griechisch-hellenistischen Welt befindet: das Paneion, nach dem die Pan-Flöte benannt ist. Dort in der Fremde ist Petrus aufgegangen, wer Jesus ist: der erwartete Messias.

Jesus, der Reiseleiter (Hirte!), dem sie folgen, ist der Christus. Was löst diese Einsicht bei Petrus aus? Welche Erwartung verbindet er mit dem Kommen des Messias?

Jesus weiß um den Erklärungsbedarf, der für Petrus und die begleitenden Jünger besteht. Jesus spricht vom Menschensohn, dem Sohn Gottes, bei dem es ums Ganze geht. Sein Leben hat eine universale Bedeutung. Darum ist der eingeschlagene Weg außerhalb von Judäa, Samaria und Galiläa genau der angemessene Ort, um den Jüngern zu weiterer Erkenntnis zu verhelfen.

Wir betrachten, wie Jesus sich gegen ein vorschnelles Bekenntnis verwehrt. Denn erst sollen seine Jünger bedenken und verstehen, was Jesus in Jerusalem noch bevorsteht.

So darf man sich das Ringen im Gespräch Jesu mit Petrus und den anderen Jüngern sehr engagiert vorstellen, wobei es bis an den Rand des Erträglichen geht: „Weiche hinter mich, Satan!“ Jesus ermöglicht ihnen, noch einmal zu überlegen, ob sie nicht angesichts des Jesus bevorstehenden Leidens wieder umkehren wollen. Nachfolge im Sinne Jesu ist eine Lebensentscheidung, nicht nur ein Gedankenspiel. Es ist hilfreich, sich vor Augen zu halten und zu betrachten, wie Jesu Worte auf verschiedene Gruppen wirken.

Zeit des Verstehens

Die Wortspiele in der Diskussion Jesu mit den Jüngern sind voller Assoziationen auf weitere Zusammenhänge:

1. Jesus spricht frei und offen von seiner Auferstehung, vgl. Mk 8,31-32. Als Jesus tatsächlich auferstanden ist und die Jünger davon reden könnten, verschlägt es ihnen die Sprache, vgl. Mk 16,6-8. Wie kann die von Jesus angekündigte Auferweckung zum Leben heute neu zur Sprache kommen? Braucht es dazu die bewusste Nachfolge dessen, der sein „Leben erhalten will?

2. Das Synhedrium in Jerusalem wird Jesus verwerfen und damit zum Leiden Jesu beitragen. Jesu Jünger sollen sich demgegenüber darauf einstellen, dass sie in der Nachfolge Leiden ertragen werden, um nicht von Gott verworfen zu werden. Welche Lebenshingabe wird heute von der Gesellschaft verworfen? Welche Beispiele gibt es dafür, dass Menschen ihr Leben retten, wenn sie sich ihrer Nachfolge, ihres Glaubens nicht schämen?

Zeit des Herzens

Worin will ich mich in der Nachfolge Jesu in der Passionszeit üben? Dass Jesus selbst leiden musste, war von Gott so für ihn bestimmt. Es soll uns nicht Anlass zu zermürbenden Gedanken bieten. Denn das Leben Jesu wurde in seiner Auferstehung für alle Menschen erhalten. Welche eigenwilligen Gedanken kann ich getrost verwerfen, um Jesus weiterhin nachzufolgen?

Es kommt tatsächlich öfter vor, dass in fremder Umgebung geistliche Themen neu zu uns sprechen. Das habe ich selbst bei einem mehrjährigen Aufenthalt in Äthiopien erfahren, wo Worte Jesu mich sehr existentiell bewegt und sich mir tief eingeprägt haben. Deshalb ist mir die Frage wichtig: Welche guten Gedanken, die ich außerhalb meiner Heimat fassen konnte, sind mir auf dem Weg in die vertraute Umgebung wieder verloren gegangen?

Dr. Burkhard Peter (*1958) stammt aus Schaumburg-Lippe, ist verheiratet und Vater dreier Kinder. Er arbeitete siebzehn Jahre als Missionar in Äthiopien. Er gehört mit seiner Frau zur Geschwisterschaft Koinonia.

Als PDF herunterladen

Anstehende Veranstaltungen